Diskussion: Fragen zum Zigarettenpfand

Häufige Fragen zum Pfand auf Zigaretten
Foto (modifiziert): Asier Relampagoestudio / Freepik

DISKUSSION
Weitere Fragen zum Pfand auf Zigaretten

Über unser Konzept zur Etablierung eines Pfands auf Zigaretten und Zigarettenschachteln wurde vielfach in den Medien berichtet. Wenn Abstimmungen unter LeserInnen, RadiohörerInnen oder FernsehzuschauerInnen durchgeführt wurden, ergaben sich stets Mehrheiten für die Einführung eines solchen Pfandes. Es kamen jedoch auch SkeptikerInnen zu Wort und uns erreichen natürlich auch kritische Fragen zur Umsetzbarkeit des Pfandsystems. Wir bemühen uns, diese Fragen in den einzelnen Kapiteln dieser Webseite zu beantworten. Im Folgenden nehmen wir noch zu einigen Fragen Stellung, die anderenorts unberücksichtigt bleiben.

„Was geschieht, wenn ein zurückgebrachter Taschenaschenbecher sowohl legal in Deutschland gekaufte als auch illegal oder im Ausland erworbene Kippen enthält?“

Dieses Problem stellt sich so nicht, da die Auszahlung des Pfandes an die Rückgabe der Kombination aus 20 Kippen UND einer legal im Inland erworben Zigarettenschachtel gebunden ist. Es ist zwar naheliegend, den Taschenaschenbecher mit den Resten von jenen Zigaretten zu füllen, die sich in der legal erworbenen Schachtel befunden haben, für das System ist das aber letztlich nicht relevant.
Siehe hierzu auch: DIE LÖSUNG. Pfand und Rückerstattung

Kippen sammeln vom Boden: „Wenn Sie nicht belegen können, dass Sie die Zigaretten gekauft haben, dann können Sie doch auch kein Pfand zurückfordern.“

Wir sehen hier eher einen Nutzen als ein Problem. Freie SammlerInnen tragen Kippen zurück, die sonst die Umwelt schädigen würden. Diese Aktivität wird belohnt. Menschen, die ausländische oder illegale Zigaretten gegen eine Vergütung retournieren, vermeiden, dass die Kippen im Restmüll entsorgt werden oder in der Umwelt landen.

„Warum immer wir RaucherInnen? Da sollte man sich mindestens genau so um die ganzen Fastfood-Verpackungen, Coffe-To-Go-Becher und das ganze andere Plastik kümmern, das in die Landschaft geworfen wird!“

Für diese Art der Argumentation gibt es im englischsprachigen Raum den Begriff „What-Aboutism“. Wem eine vorgeschlagene Lösung eines Problems oder auch nur dessen Thematisierung missfällt, verweist auf ein anderes, vermeintlich dringenderes: „What about…“ Damit wird der Fokus abgelenkt und auf etwas gerichtet, wo – in der Regel nicht man selbst sondern andere – ERSTMAL was tun müssten. Besonders verbreitet ist diese Argumentation bei Menschen, die befürchten, das eigene Verhalten ändern zu müssen.

Wir denken, dass es nicht produktiv ist, verschiedene Probleme gegeneinander auszuspielen. Unser Vorschlag betrifft den Zigarettenmüll. Es ist unbestritten, dass es viele weitere (Littering)-Probleme gibt und eventuell lässt sich unser System auch z.T. auf diese übertragen. Wem andere Problematiken mehr am Herzen, darf und sollte sich natürlich für deren Lösung engagieren ­– hier existiert kein Widerspruch zu einem Zigarettenpfand.

„Werden nicht jene RaucherInnen ungerechtfertigterweise belastet, die ihre Kippen jetzt schon korrekt entsorgen?“

Richtig ist, dass es für alle RaucherInnen einen kleinen Mehraufwand bedeutet, ihre Kippen zu sammeln und abzugeben. Wir bedauern, dass denjenigen RaucherInnen, die sich bereits vorbildlich verhalten, hier eine zusätzliche Arbeit verursacht wird. Allerdings werden bei der Einführung eines Recyclingsystems auch deren Kippen zukünftig wiederverwendet, was den Mehraufwand unserer Ansicht nach rechtfertigt.

„Es müssten verschiedene Taschenaschenbecher produziert werden, da es auch verschiedene Mengen Zigaretten pro Packung gibt.“

Wir plädieren für eine einheitliche Anzahl von Zigaretten pro Packung. In der Darstellung auf dieser Webseite gehen wir beispielhaft von 20 Stück aus. Damit wäre es möglich, einen systemweit einheitlichen Taschenaschenbecher zu entwickeln. Verschiedene Taschenaschenbecher-Formate würden aufgrund unterschiedlicher Formfaktoren die Automatisierung erschweren.
Prinzipiell gibt es zwei Optionen:
a) Die Anzahl der Zigaretten pro Packung ist normiert.
Vorteil: Der Taschenaschenbecher kann 1:1 mit der Zigarettenpackung ausgegeben werden.
Nachteil: Die Hersteller müssten sich auf eine Standardanzahl an Zigaretten pro Packung einigen oder dies wäre vorzuschreiben.
b) Es wird ein Standard-Taschenaschenbecher ausgegeben, der so viel oder mehr Platz für Kippenreste bietet wie die größte handelsübliche Packung Zigaretten. Er wird separat von der Zigarettenschachtel mit einem eigenen Pfand belegt.
Vorteil: Die Hersteller können weiter frei über die Anzahl der Zigaretten pro Packung bestimmen.
Nachteil: Die Prozesskomplexität wird erhöht. Für einen Zigarettenkauf gibt es dann zwei Vorgänge – den Kauf der Zigarettenpackung inkl. Pfand und das separate Pfand für den Taschenaschenbecher (das mit Rückgabe ebenso wieder ausgezahlt wird).
Option b bzw. mögliche weitere Alternativen, haben wir in diesem Konzepttext nicht weiter diskutiert. Sollte sich ein entsprechender Bedarf ergeben, stehen wir für eine weitere Diskussion jedoch gerne zur Verfügung.

„Was geschieht mit Stangenware? Bekommt man zu einer Stange Zigaretten 20 bis 30 Taschenaschenbecher?“

Grundsätzlich können auch Taschenaschenbecher als „Stange“ abgegeben werden, möglich wäre aber auch ein Großgebinde als Sonderformat. Dieses wäre nur auf besonderen KundInnenwunsch auszugeben und hätte wiederum den Nachteil einer erhöhten Prozesskomplexität. Details sind als Teil des Prozessdesigns zu klären.

„Wie soll mit Giftstoffen aus der Asche der Zigaretten umgegangen werden?“

Asche kann in den ausgegebenen Taschenaschenbecher abgeklopft werden. Da mit Einführung des Pfandsystems ein Taschenaschenbecher stets mitgeführt wird (er löst ja das Sammelproblem für abgebrannte Zigaretten), steht er auch hierfür zur Verfügung. Ob diese Option wahrgenommen wird ist nicht kontrollierbar, erhöht jedoch die Chance, dass auch die Asche aufgefangen wird.

„20 Cent sind zu teuer für die Zigarettenindustrie.“

Die erhobenen 20 Cent pro Zigarette stellen keine Kosten dar, sondern ein Pfand, das rückerstattet wird. Die Industrie muss allerdings die Prozesskosten des Pfandsystems aufbringen. Wer dies als zu hohe Belastung für den Wirtschaftszweig wahrnimmt, sei darauf hingewiesen, dass Erzeuger von Einwegplastik (wozu auch Zigarettenfilter zählen) in Zukunft aufgrund von EU-Regulungen stärker an der Beseitigung des daraus resultierenden Mülls beteiligt werden sollen. Bei der Einführung eines Pfandsystems handelt es sich also um einen besonders effizienten Einsatz von Mitteln, werlche sowieso aufgebracht werden müssen.

„Selbst gedrehte Zigaretten ohne Filter werden von dem System nicht erfasst.“

Dieser Einwand ist berechtigt. Wir arbeiten an einer Lösung. Da jedoch der Anteil an selbst gedrehten Filterzigaretten am Gesamtvolumen der Verschmutzung vergleichsweise klein ist, ist dies keinesfalls ein Argument gegen das Pfand per se. Zahlen hierzu liegen aus Frankreich vor: Eine von der Zigarettenindustrie beauftragte Studie spricht 2019 von einem Marktanteil selbst gedrehter Zigaretten von 8%.