Grafik: Die Aufheber
DIE LÖSUNG
Recycling von Zigarettenkippen und Verpackungen
> Siehe zu diesem Thema auch unsere Forderungen Nr. 10 und 11
Inzwischen ist es möglich, nicht nur die Zigarettenverpackungen sondern auch die Zigarettenkippen zu recyceln.
Zigarettenpackungen bestehen aus Pappe und Kunststoff; beides kann und sollte recycelt werden bis Mehrwegpackungen existieren
Filter aus Zelluloseacetat können unter anderem zu neuen Kunststoffen gemacht werden
Unser Konzept für ein Pfandsystem umfasst ausdrücklich nicht nur die Zigarettenkippen sondern ebenso deren Verpackungen. Letztere werden bei Diskussionen über Zigarettenmüll in der Regel nicht berücksichtigt obwohl sie ebenfalls häufig in der Umwelt entsorgt werden.
Die Verpackung recyceln
Die Komponenten der Schachteln – hochglanz-bedruckte Pappe, eine (oft) aluminium-bedampfte Innenverpackung und eine Plastikaußenverpackung – werfen dieselbe Frage auf: Ist das wiederverwertbar? Man kann, bzw. könnte, wenn nicht ein Großteil als Restmüll verbrannt oder in ferne Länder verschifft würde. Doch selbst wenn sich dieser Komponenten angenommen wird, bedeutet das Recycling einen erheblichen technischen Aufwand. Wir sehen daher das Recycling der zurückgegebenen Verpackungen als Übergangslösung an. Letztlich sollen Zigaretten in stabilen, wiederverwendbaren Packungen verkauft werden.
Recycling von Zigarettenkippen
Obwohl neue Forschungsergebnisse zeigen, dass sich Zelluloseacetat aus Zigarettenkippen zurückgewinnen lässt,[1] ist die Option „Reinigung und Wiederverwendung“ aktuell keine Option für den Umgang mit dem Filter. Ein transformierendes Recycling (aus alten Filtern werden keine neuen sondern andere Produkte) wird vermutlich auch längerfristig die ökologisch sinnvollste Verwertungsform bleiben – zumindest wenn die Filter weiterhin aus Zelluloseacetat hergestellt werden. Es existieren bereits verschiedene Verfahren, bei denen der Filter als Sekundärrohstoff verwendet wird. Zigarettenfilter können beispielsweise als Komponente in Ziegelsteinen Verwendung finden[2] und es gibt Versuche, reine Zellulose aus Filtern zurück zu gewinnen um sie für die Papierherstellung[3] oder sogar in Textilien[4] zu nutzen. Eine weitere Verwendung für Filter aus Zigarettenkippen könnte ein chemisches Verfahren sein, indem sie als Komponente für die Herstellung von Versiegelungsmitteln oder Klebstoffen benutzt werden.[5] Schließlich ist Zelluloseacetat aus dem Recycling von Zigarettenfiltern scheinbar gut geeignet um das Fließverhalten und die mechanische Qualität von Naturgummi positiv zu beeinflussen.[6]. Einen Überblick über verschiedene Verfahren und Forschungsansätze verschafft die Studie The toxicity and valorization options of cigarette butts (Kurmus & Mohajerani, 2020).
Am häufigsten ist aktuell die Verarbeitung der Filter zu neuen Kunststoffen. So produziert beispielsweise das US-amerikanische Unternehmen TerryCycle ein Granulat zur Herstellung von Kunststoffpaletten.[7] In Deutschland setzt sich die Initiative Tobacycle für die Verwendung von altem Zelluloseacetat in neuen Kunststoffprodukten ein. Unserem Kenntnisstand nach wird den dabei hergestellten Kunststoffprodukten allerdings lediglich ein geringer Anteil Zelluloseactetat aus Zigarettenkippen beigemischt. Eine weitere Initiative – Upzigle – plant, Zigarettenkippen in Nürnberg zu rezyklieren. Die vermutlich größten Aktivitäten zum Recycling von Zigarettenfiltern in Europa gehen derzeit von den französischen Unternehmen MéGo und GreenMinded aus.
Arbeitsweise des französischen Unternehmens MéGo
(in französischer Sprache)
Werbevideo des mexikanischen StartUps EcoFilter
(in spanischer Sprache)
Recycling von Zigarettenkippen als Herausforderung
Wiederverwertbarkeit ist abhängig von Material, Materialzustand und sortenreiner Trennung. Das Pfandsystem sorgt zunächst dafür, dass die Möglichkeit einer Wiederverwertung besteht indem es Kippen von anderem Müll trennt. Zigaretten werden dann in großer Menge an zentralen Stellen gesammelt. Hier können großtechnische Verfahren einsetzen.
Es ist richtig, dass die Wiederverwendbarkeit von Zigarettenmüll Grenzen hat. Beim Recycling von Zigarettenkippen werden Tabak- und Papierreste oft (aber nicht notwendigerweise!) kompostiert und nur das Zelluloseacetat zu neuen Kunststoffen gemacht. Gifte werden dabei aus den Kunststofffasern ausgewaschen und als Sondermüll behandelt (nach Angaben von MéGo ca. 8% der Masse). Möglicherweise können aber sogar die gelösten Substanzen noch verwendet werden. Chinesische Wissenschaftler haben herausgefunden, dass das Einweichen von Zigarettenkippen in Wasser eine Lösung erzeugt, die als Korrosionsschutz dienlich ist.[8] Der Umwelt die Gifte aber ultimativ zu ersparen, würde ein totales Verbot von Tabakwaren erfordern. Da hierfür kein gesellschaftlicher Konsens in Reichweite ist, wird das Pfandsystem als Kompromiss vorgeschlagen. Es ermöglicht die Verlängerung der Nutzung von Rohstoffen und – immerhin! – eine erhebliche Verbesserung zur aktuellen Situation. Außerdem ist es nicht mehr der Regelfall, dass die Giftstoffe direkt in die Umwelt gelangen. Die Wahrscheinlichkeit, dass Recyclingplastik oder Ziegelsteine mit „Kippenanteil“ am Ende ihrer Verwendbarkeit in Grünflächen, Gewässern, etc. oder auf der Straße landen, ist deutlich niedriger als jenes von Zigarettenkippen.
Ein erster Einsatz des Recyclingkunststoffes aus Zigarettenfiltern könnte die Herstellung der Transportbehälter Taschenaschenbecher und (vermutlich erst mittelfristig) der Zigarettenverpackung selbst sein.