Foto: Die Aufheber
DAS PROBLEM Zigarettenstummel: Wohlfühlaspekte, Reinigungskosten und Gesundheit
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Eine kippenfreie Umwelt steigert das Wohlbefinden
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Zigarettenstummel aus der Umwelt zu entfernen ist teuer
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Kippen überall am Boden signalisieren: „Rauchen ist ok, rauchen ist normal!“
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Parallele: Behandlungskosten und Müllbeseitigung werden von der Allgemeinheit bezahlt
Wohlfühlaspekte
Vermutlich animiert die Gegenwart von Zigarettenstummel auf dem Boden auch weitere RaucherInnen dazu, Ihre ausgerauchte Zigarette einfach fallen zu lassen oder wegzuschnippen: Wo es schon dreckig ist, fällt eine mehr oder weniger auch nicht mehr auf bzw. dort muss ja sowieso gereinigt werden. Das Phänomen verstärkt sich also von selbst und wird schnell zu einem augenfälligen ästhetischen Problem. So ist es wenig erstaunlich, dass bei einer Umfrage 82% der befragten Deutschen angaben, sich von achtlos weggeworfenen Zigarettenstummel gestört zu fühlen.[1] Wir fühlen uns einfach wohler in einer sauberen – urbanen und ländlichen – Umwelt.
Reinigungskosten, etc.
30 – 40% der Abfälle, die in Städten und an Stränden aufgesammelt werden sind Zigarettenkippen.[2] Stadtreinigungen führen einen notwendigen aber letztlich aussichtslosen Kampf gegen die Kippenflut. Es ist schlichtweg unmöglich überall zu reinigen. Die Kosten, die Zigarettenkippen dem Staat dennoch verursachen, lassen sich in vier Kategorien einteilen:[3]
- Die mechanische / manuelle Reinigung von Straßen, Gehwegen und öffentlichen Plätzen
- Die mechanische / manuelle Reinigung von (Ab-)wasserwegen und durch Kläranlagen
- Kompensation von Nachteilen, die Ökosystemen und Wirtschaftszweigen entstehen, welche von gesunden Ökosystemen abhängen (z.B. Tourismus)
- Behandlung von Gesundheitsschäden, die durch den Kontakt mit Kippen entstehen (z.B. deren Verschlucken durch Kleinkinder)
Hinzufügen lässt sich noch, dass dem Staat auch durch das Sanktionieren von Littering (also die Exekution und Administration von Bußgeldern, etc.) Kosten entstehen.
Insbesondere die mit den Punkten 3 und 4 verbundenen Kosten sind nicht leicht zu beziffern. Allerdings lässt sich auch für die ersten beiden Kategorien nicht unmittelbar folgern, dass die bekannten Gesamtaufwendungen um 30 bis 40% reduziert würden, sobald keine Zigarettenkippen mehr zu beseitigen sind. Fest steht jedoch, dass Zigarettenkippen erhebliche Kosten verursachen, für die die SteuerzahlerInnen aufkommen. Eine amerikanische Studie aus dem Jahr 2009 schätzt die Aufwendungen, die der Stadt San Francisco durch die Beseitigung von „tobacco product litter“ jährlich entstehen, auf knapp 7,5 Millionen Dollar[4] und es erscheint realistisch anzunehmen, dass man auch in deutschen Großstädten derartige Posten in Millionen rechnen muss (wir freuen uns über ergänzende Informationen!).
Foto: Frank Vincentz (Wikimedia); Lizenz CC BY-SA 3.0
Gesundheit, Psychologie und Ökologie
Es ist nicht das vorrangige Ziel unserer Initiative, den Konsum von Tabakwaren per se zu reduzieren und somit einen Beitrag zum Gesundheitsschutz zu leisten. Wir unterstützen zwar das Anliegen von Kampagnen, die sich mit der unmittelbaren Gesundheitsgefahr von Zigarettenrauch beschäftigen, fokussieren uns aber auf die weniger beachteten – jedoch nicht minder bedenklichen – Auswirkungen von Zigarettenmüll auf die Umwelt. Allerdings gibt es Schnittmengen der beiden Interessenslagen. So hat z.B. die Organisation Physicians for a Smoke-Free Canada ebenfalls die Einführung eines Pfands auf Zigaretten gefordert und dies primär mit Gesundheitsprävention begründet. Die ÄrztInnen argumentieren, dass herumliegende Zigarettenstummel eine omnipräsente „perverse“ Werbung für die Tabakindustrie darstellen. Sie signalisieren insbesondere der anfälligsten Zielgruppe – Teenagern: Überall wird geraucht; rauchen ist ok![5] Dasselbe gelte im Übrigen auch für die, im öffentlichen Raum aufgestellten Mülleimer mit integriertem Aschenbecher.
Psychologische Aspekte sind auch in einem anderen Kontext ein interessanter Punkt. So argumentieren beispielsweise die Physicians for a Smoke-Free Canada und andere,[6] dass ein hinreichend hohes Pfand RaucherInnen abschrecken könnte und dadurch eine weitere Reduktion des Zigarettenkonsums erreicht würde. Dies ist auch vom ökologischen Standpunkt her gesehen wünschenswert. Bereits der Tabakanbau selbst hat verheerende Umweltauswirkungen – z.T. werden tropische Wälder gerodet und sehr große Mengen chemischer Spritzmittel eingesetzt.[7] Da wir jedoch eine möglichst hohe Akzeptanz des Pfandsystems auch unter RaucherInnen anstreben, möchten wir unterstreichen, dass wir keine Preiserhöhung fordern, sondern ein Pfand.
Eine weitere interessante Parallele zwischen den Argumenten gesundheitlich motivierter Anti-Rauch-Kampagnen und unserer Initiative betrifft die Folgekosten des Rauchens. Sowohl bei der Behandlung von tabakkonsum-bedingten Krankheiten, als auch bei der Beseitigung von Zigarettenmüll werden die Kosten von der Allgemeinheit getragen. Die Studie Die Kosten des Rauchens in Deutschland des Deutschen Krebsforschungszentrums (2015) kommt zu dem Schluss, dass eine Packung Zigaretten zwischen 7,80 € und 11,30 € kosten müsste, um die Ausgaben für Behandlungen von Krankheiten zu finanzieren, die auf Tabakkonsum zurückzuführen sind.[8] Dies beinhaltet jedoch noch nicht die Kosten der Abfallbeseitigung.
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